Holler

Schon so lang -

Zwei Abende mit Kleinkunst, Musik, Sketchen – mal heiter, mal nachdenklich, das macht TersenVäle aus! Wieder stehen die 7 Männer aus Holler zusammen für einen guten Zweck auf der Bühne.

TersenVäle im 22. Jahr auf der Bühne!

Zwei Stunden gute Unterhaltung, da müssen sich die Männer schon was einfallen lassen. Das Motto des Jahres wird früh festgelegt und so sammeln alle, was ihnen an Ideen, fröhlichen oder skurrilen Texten und passendem Liedgut über den Weg läuft. Ab dem Sommer wird sich häufiger getroffen, diskutiert und geprobt, bis das Programm steht. Für jede Nummer wird die Zeit gestoppt, damit das Zeitbudget von ca. 2 Stunden auch nicht über Gebühr überzogen wird. Da wird noch oldschool mit Excel-Tabelle gearbeitet! Und das seit 2003! Damals fingen die Männer an, in der Bücherei mit dem Vortragen von Geschichten und Liedern für ihre Kinder. Diese wurden größer und der Spaß der Männer an ihrem Tun auch, so dass sie auf Kleinkunstabende für Erwachsene umschwenkten. Seitdem stehen Dietmar Eisenhuth, Harald Gordetzki, Volker Illenseer, Gottfried Meyer, Joachim Schneider, Karl Wiedenmann und Felix Wilhelmi zwar aufgeregt aber mit viel Spaß an der Sache jährlich an zwei Abenden in Holler auf der Bühne. In diesem Jahr stellte Silas Roos sie ins rechte Licht und half ihnen, den richtigen Ton zu treffen.

Ein paar Programmpunkte seien hier erwähnt: Gitarrist Joachim Schneider startete mit dem Titel „Schon so lang“ von Hannes Wader. Der Liedtext aus den 1970ern ist leider noch immer so aktuell: „Seh die Kriege, die Not, schon so lang. Ruinen und Tod, schon so lang.“ Auch wenn er am Ende die Hoffnung und den Mut sieht. Schneiders Spezialität sind die Interpretationen von Reinhard-Mey-Liedern, auch das kam nicht zu kurz.

Als ehemaliger Lehrer überzeugte Dietmar Eisenhuth wieder einmal rhetorisch bei seiner Kritik am Bildungsnotstand. Vor allem, dass immer mehr Schüler beim Abitur eine 1 vor dem Komma haben, lässt befürchten, dass der höchste deutsche Schulabschluss dadurch entwertet wird. Und mit seiner Geschichte über den ungewollt ausgetauschten Router und dem nicht installierbaren Drucker traf er den Nerv der durch Glasfaserausbauten beeinträchtigten Bürger.

Volker Illenseer glänzte u.a. mit „Ja, Schatz“ von Bodo Wartke, einer perfiden Paargeschichte, bei der die Axt das einzige ist, was hilft. Glücklicherweise am Ende beim Holzhacken. Als Leiter der „gendergeschädigten Männerselbsthilfegruppe“ in Holler ist er natürlich auch gut im Reflektieren.

„Schlafen und träumen“, das würde Karl Wiedenmann nur zu gerne ohne jeden Tadel seiner Frau. Denn die ist sehr empfindlich, trotz doppelt beschichteter Schlafmaske. Alles verboten: Licht anmachen verboten, lesen verboten, Seiten umblättern verboten, umdrehen im Bett verboten! So harrt er aus, bis aus dem Kinderzimmer ein Gästezimmer wird. Viele Lacher aus dem Publikum zeigten, dass dieses sich in der Situation wiederfand.

Arbeit wird wieder großgeschrieben! Klar, wurde immer schon groß geschrieben, ist ja auch ein Nomen, erklärt Harald Gordetzki als Stasi-Kaiserin. Nach einer Satire von Lisa Eckart vereinte er Stalin und Sissi in einer Person, wieder einmal eine Paraderolle für Gordetzki (der tatsächlich nicht mehr arbeitet und nun auch Zeit für mehr Weinproben hat).

Sportlich wurde es ebenfalls in der Sport- und Kulturhalle. Mit Rennrodeln brachte Felix Wilhelmi eine olympische Disziplin nach Holler! Von der Halle aus geht es ja auch nur bergab, und das ist für jemanden, der sich bei Sport im Liegen weit vorne sieht, sehr vorteilhaft! Holler hätte allzu gute Aussichten auf olympisches Gold, wenn nur der Rodelanzug nicht wäre.

Musikalische Darbietungen brachte Gottfried Meyer an Klavier und Gitarre. Seien es kölsche Töne oder Lyrics, er spielt zum Schunkeln und Nachdenken auf. Vor allem mit „Turn, turn, turn“ von Pete Seeger, einem kraftvollen Lied über die verschiedenen Phasen im Leben, zeigte er viel von seinem Empfinden. Alles hat seine Zeit, zitierte er aus dem Buch der Prediger, und kündigte damit seinen Abschied aus der Gruppe TersenVäle an. Er dankte „seinen Männern“ für das gute Miteinander und dem Publikum für die unvergesslichen Abende und ist künftig gerne als Zuhörer mit dabei. Und auch die Bücherei dankt Gottfried ganz herzlich für die viele, viele Arbeit im Hintergrund aber auch für die Ideen, Technik und Lieder zur Unterstützung der Bücherei.   

„Schon so lang“, das kann auch ein erstaunter Ausruf sein! Anja Roos und Hildegard Wiedenmann vom Leitungsteam der Bücherei dankten den Protagonisten für 22 Jahre Unterstützung. Und dann erklang als Abschiedslied sehr stimmig ein berührendes „Kutt jot heim! Lückcher jot Naach!“

Zum Anfang der Seite springen